Am Montag, den 10. Oktober 2022, kamen bei bestem Wetter zahlreiche Helfer*innen, darunter der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach Marc Ullrich, zum Naturerlebnispfad am Appelbach in Pfaffen-Schwabenheim. Hier fand gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Pro Natur eine Ansiedlung der Behaarten Karde (Dipsacus pilosus) statt. Knapp 20 Personen halfen dabei, mehrere Tausend Samen auszubringen, die kürzlich von ca. 100 Pflanzen aus einer Erhaltungskultur im Botanischen Garten Mainz gesammelt wurden. Diese und die zusätzlich auszupflanzenden, noch nicht blühenden Rosetten stammen von einer stabilen Population am Appelbach, etwa vier Kilometer vom Naturerlebnispfad entfernt.
Bei Pflanzung und Ansaat wurde penibel gearbeitet, um den Erfolg der Ansiedlung zu dokumentieren und in den kommenden Jahren beobachten und auswerten zu können. Zunächst mussten die Flächen mit dem Freischneider bearbeitet und abgeräumt werden. Nun wurden 42 Aussaatflächen von jeweils einem Quadratmeter Größe ausgemessen und mit GPS-Punkt eingelesen. Auf jedem Quadratmeter wurden genau 100 Samen ausgebracht. Um die Samen gleichmäßig zu verteilen, wurden sie dazu vorher jeweils mit etwas Erde vermischt und dann ausgestreut. Zum Glück hatte das Team aus dem Botanischen Garten dabei Unterstützung von Freiwilligen und Politikern.
„Wenn wir dem Klimawandel und dem Schwund der Artenvielfalt wirkungsvoll begegnen wollen, müssen wir auch etwas für den kommunalen Klimaschutz, wie hier in Pfaffen-Schwabenheim, tun. Daran führt kein Weg vorbei“, plädiert Michael Simon, SPD-Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Bad Kreuznach. „Wir erhoffen uns, dass sich die Behaarte Karde entlang unseres Naturerlebnispfades etablieren wird und sich so nicht nur Insekten an ihr erfreuen werden“, so Peter Rieth, erster Vorsitzender der Interessengemeinschaft ProNatur. Der Erfolg der Wiederansiedlung wird durch regelmäßiges Monitoring überprüft. Die Projektleiterin des WIPs-Projektes in Mainz, Dr. Ute Becker, räumt dieser Ansiedlung gute Erfolgsaussichten ein: „Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Ansiedlung einer Pflanzenart in einem Naturraum ist eine dauerhafte Pflege bzw. Nutzung des Lebensraums. Dies ist hier durch das Engagement der Interessengemeinschaft Pro Natur auf jeden Fall gegeben“.
Die Behaarte Karde ist zwar noch relativ häufig in Deutschland, kommt aber nur zerstreut vor. Sie wächst vor allem in regelmäßig überschwemmten Auwäldern. Hier bilden sich durch Abtrag oder Ablagerung von Schwemmmaterial immer wieder offene, nährstoffreiche Bodenflächen, auf denen sie sich gut etablieren kann. Allerdings sind Auwälder durch die Flussregulierungen bei uns selten geworden. Die Ansiedlung in Pfaffen-Schwabenheim erfolgte im Zuge der Renaturierung von Teilen des Appelbachs. Die Anzucht der Pflanzen, von denen das Saatgut für die Ansiedlung gewonnen wurde, erfolgte im Botanischen Garten in Mainz. Jetzt sind alle gespannt, wie sich die Behaarte Karde in den kommenden Jahren entwickelt.
Auch im Winter lassen sich Bäume bestimmen - zum Beispiel anhand ihrer Knospen.
mehr erfahrenIm goldenen Oktober wurde an einem renaturierten Bachabschnitt des Naturerlebnispfades in Pfaffen-Schwabenheim (RLP) die Behaarte Karde "ausgewildert".
mehr erfahrenAls ein Bildungsprogramm to go liegt der Artenschutzrucksack "wildwuchs im Wald" in den Botanischen Gärten in Berlin, Mainz, Osnabrück, Potsdam und Regensburg bereit und kann von naturschutzorientierten Bildungseinrichtungen ausgeliehen werden.
mehr erfahrenIm Juni starten wir in die dritte Runde der Multiplikator*innenfortbildung "Artenschutzbotschafter*in im Wildpflanzenschutz". Mit Vorträgen und Workshops geben wir einen Einblick in die Arbeit der Botanischen Gärten im Artenschutz. Insbesondere aber werden wir Möglichkeiten aufzeigen und gemeinsam reflektieren, was wir im Bereich der Bildungsarbeit zum Thema Verantwortung im Wildpflanzenschutz tun können. Mehr dazu auf Mitmachen und Lernen in der Rubrik Bildungsangebote.
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