Gefleckter Aronstab
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Das Hochblatt des Aronstabs (auch Spatha genannt) umgibt den Kolben und erweitert sich nach unten in den Kessel.

Gefleckter Aronstab

(Arum maculatum)
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Das Hochblatt des Aronstabs (auch Spatha genannt) umgibt den Kolben und erweitert sich nach unten in den Kessel.

Sicher hast du den Gefleckten Aronstab schon einmal gesehen, denn er ist in vielen Teilen Deutschlands in feuchten Laubwäldern nicht selten. Seine besondere Blüte, aber auch die leuchtend roten Früchte sind sehr auffällig und locken verschiedene Gäste an.

Gefleckter Aronstab
Verbreitungskarte
Gefleckter Aronstab
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hohe Verantwortlichkeit

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kommt in Wäldern vor

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Früchte werden von Tieren gefressen und die Samen ausgeschieden

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blüht von April bis Juni

Steckbrief (PDF)

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Steigt dir bei einem abendlichen Waldspaziergang im Frühjahr einmal den Geruch von Urin in die Nase, dann lohnt es sich vielleicht die Ursache zu ergründen. Beim Urheber des für uns eher unangenehmen Dufts könnte es sich um einen Gefleckten Aronstab in voller Blüte handeln. Aber was oder besser wer soll damit erreicht werden? Bei genauem Hinschauen und mit ein bisschen Glück löst sich das Rätsel: Umgeben von einem hellen Hochblatt, der Spatha, das sich nach unten in einen bauchigen Kessel erweitert, erkennst du einen Kolben, der aus der trichterförmigen Öffnung des Hochblatts herausragt. Der Kolben erwärmt sich durch eine chemische Reaktion bis auf 40°C und kann dadurch den Duft besser abgeben. Vielleicht siehst du auch schon die Bestäuber, die dadurch angelockt werden. Es sind hauptsächlich kleine Schmetterlingsmücken (Psychoda phalaenoides), die auf der Suche nach einem geeigneten Ablageplatz für ihre Eier sind. Verwandte dieser Schmetterlingsmücke findet man übrigens auch in ungereinigten Abflüssen und Toiletten. Der Harngeruch lockt sie an, da ihre Larven sich von den organischen Resten von Fäkalien ernähren. Beim Untersuchen des Hochblatts rutschen die kleinen Fliegen an der glatten, mit Öltröpfchen besetzten Oberfläche ab und gleiten in das Innere des Kessels – daher wird der Aronstab auch als Gleitfallenblume bezeichnet. Im unteren Abschnitt des Kolbens befindet sich der Blütenstand des Aronstabs. Hier stehen mehrere Reihen weiblicher Blüten unter männlichen. Den Abschluss nach oben bilden männliche Blüten, die zu festen Haaren umgewandelt sind und die Bestäuber davon abhalten, aus der Falle herauszufliegen. Während die Fliegen im Kessel umherlaufen, werden sie mit Pollen beladen. Dieser bleibt an der dichten Behaarung der Fliegen hängen. Am nächsten Tag verschwinden die Öltröpfchen und das Hochblatt erschlafft. Die Tiere können wieder entkommen und suchen eine neue Blüte auf, bei der sie dann unabsichtlich den Pollen wieder abladen. Die Bestäuber haben also leider keinen Nutzen von diesem Besuch, daher zählt der Aronstab auch zu den Insektentäuschblumen. Im Moment können wir den Aronstab mit seiner spannenden Bestäubung noch häufig in feuchten, nährstoffreichen Wäldern antreffen. Durch den zunehmenden Verlust von Lebensräumen und Klimaveränderungen können aber auch solche häufigen Arten in ihrem Bestand gefährdet werden.  Ein Aussterben des Aronstabes in Deutschland hätte gravierende Folgen für den Weltbestand. Deshalb ist Deutschland – und damit wir alle – in hohem Maße verantwortlich für diese Art.

Quellenangaben

Bild oben: Reife Früchte des Aronstabs. (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F.Hahn)
Bild 1: Die beiden Blütenstände befinden sich in verschiedenen Phasen: unten haben die Staubbeutel den Pollen schon entlassen, oben sind sie noch geschlossen. (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, A. Schönhofer)
Bild 2: Blätter des Gefleckten Aronstabs zwischen Buschwindröschen (Anemone nemorosa) im Freiland des Botanischen Garten Mainz. (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F. Hahn)
Bild 3: Die auffälligen roten Früchte des Aronstabs sind, wie auch alle anderen Teile der Pflanze, stark giftig. (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F. Hahn)
Bild 4: Die Blätter des Gefleckten Aronstabs sind nicht immer so schön gefleckt wie hier. (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, A. Schönhofer)
Bild 5: Großaufnahme eines Samens des Gefleckten Aronstabs. (Botanischer Garten Osnabrück, S. Oevermann)
Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) - Floraweb: Daten und Informationen zu Wildpflanzen und zur Vegetation Deutschlands. http://www.floraweb.de/. Zugriff November 2019.
Düll R. & Kutzelnigg H. (2011): Taschenatlas der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte Auflage. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim.
Kadereit J. W., Körner C., Kost B. & Sonnewald U. (2014): Strasburger – Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften. 37. Auflage. Springer-Verlag. Berlin, Heidelberg.
Kite G. C. (1995): The floral odor of Arum maculatum. Biochemical Systematics an Ecology, Vol. 23, No 4, pp. 343-354.
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