Kleiner Lämmersalat
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Die Blüte des Lämmersalats sieht der des Löwenzahns ähnlich. Beide gehören zur Familie der Korbblütler.

Kleiner Lämmersalat

(Arnoseris minima)
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Die Blüte des Lämmersalats sieht der des Löwenzahns ähnlich. Beide gehören zur Familie der Korbblütler.

Früchte und Samen von Pflanzen sind extrem vielgestaltig. Ihr Aussehen lässt häufig darauf schließen, wie sie ausgebreitet werden. Manche besitzen Haken, die im Fell oder an Socken hängen bleiben, andere haben Flügel oder gar ein Luftgewebe, das sie schwimmfähig macht. Es gibt zentimetergroße, und auch mit dem Auge kaum sichtbare Samen und natürlich sind alle unterschiedlich schwer.

Aber wie unterscheiden sich Früchte und Samen? Die Frucht ist der Teil der Pflanze, der die Samen umgibt. Bei Samenreife kann sich die Frucht öffnen und die Samen freigeben, wie bei Bohnen und Erbsen, oder sie bleibt geschlossen und dient als Ganzes der Ausbreitung der Samen, wie bei Apfel, Kirsche oder Heidelbeere. Samen und Früchte lassen sich manchmal gar nicht so leicht auseinanderhalten. Das ist bei den Korbblütlern der Fall, zu denen der Löwenzahn und auch der Lämmersalat gehören. Eine Pusteblume hattest du bestimmt schon einmal in der Hand. Aber wusstest du, dass das was wir für die fliegenden Samen halten eigentlich - botanisch gesehen - einsamige Früchte sind? So ist es auch beim Lämmersalat, auch wenn ihm das „Schirmchen“ oder botanisch der Pappus fehlt.

Kleiner Lämmersalat
Verbreitungskarte
Kleiner Lämmersalat
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hohe Verantwortlichkeit

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blüht am Ende des Frühsommers

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wird von Insekten bestäubt

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wächst am Rand von Äckern

Steckbrief (PDF)

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In der Praxis ist die Unterscheidung von Frucht und Samen aber manchmal gar nicht so wichtig. Im Projekt WIPs-De werden sowohl Samen als auch Früchte in Saatgutbanken eingelagert, je nach dem, was besser funktioniert. In Vorbereitung auf das Einfrieren werden sie gereinigt, getrocknet und gewogen. Dabei wird als Kenngröße das Tausendkorngewicht genutzt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um das Gewicht von Tausend (Samen-)Körnern einer Pflanzenart.

Das Tausendkorngewicht des Lämmersalats ist bemerkenswert, und zwar bemerkenswert gering. 1000 Körner der Art bringen noch nicht mal ein halbes Gramm auf die Waage, genauer gesagt gerade mal 0,35-0,47 g. Zum Vergleich: eine 1-Cent-Münze wiegt schon 2,3 g. Du merkst, die einsamigen Früchte des Lämmersalats sind sehr leicht – und ganz schön klein. Auch bei den Blüten schaust du besser genauer hin. Dann kannst du nämlich sehen, dass der schöne gelbe Blütenkopf des Lämmersalats aus vielen kleinen Einzelblüten besteht. So ein zusammengesetzter Blütenkopf ist typisch für die Familie der Korbblütler, und bei den vielen kleinen Einzelblüten entstehen natürlich auch viele kleine Einzelfrüchte.

Das Tausendkorngewicht und viele weitere Informationen über die Verantwortungsarten werden im Projekt WIPs-De erhoben, gesammelt und archiviert. Viele der Daten sind wichtig, wenn es darum geht, die Arten zu vermehren oder in ihrem Lebensraum anzusiedeln. Und da kommt das Tausendkorngewicht in der Praxis ins Spiel: Im Oktober 2020 gab es eine Ansiedlungsmaßnahme für den Lämmersalat in der Nähe von Potsdam. Vorher wurde mit Hilfe des Tausendkorngewichts die für die Fläche benötigte Saatgutmenge ermittelt. Dann konnte der Lämmersalat traditionell per Handsaat auf eine bereits mit Wintergetreide bestellte Fläche ausgesät werden. Der Lebenszyklus des Lämmersalats ist dem von Wintergetreidearten wie zum Beispiel Roggen sehr ähnlich, weshalb er mit diesen Arten gut zusammenleben kann. Der Lämmersalat bildet schon vor dem Winter seine markante Blattrosette, die am Erdboden aufliegt und dort überwintert. Im Frühjahr treiben dann die Blattstängel aus und im Juni kannst du schließlich die gelben Blütenköpfe sehen.

Der Lämmersalat ist eine unserer Verantwortungsarten im Projekt WIPs-De und hat sein Verbreitungszentrum in Deutschland. Allerdings gehen seine Bestände immer weiter zurück, da seine Lebensräume durch Eintrag von zu viel Düngemitteln und intensiven Ackerbau verloren gehen. Momentan steht er als stark gefährdet auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands.

Mit dem Verschwinden des Lämmersalats gäbe es wieder eine Wildpflanze weniger, deren Pollen und Nektar für Insekten zur Verfügung stehen. So wird es für die Tiere immer schwieriger Nahrung zu finden, die Insektenbestände gehen weiter zurück und es wird eintöniger auf dem Acker. Umso wichtiger ist es den Lämmersalat gezielt in seinem natürlichen Lebensraum wiederanzusiedeln und dort zu erhalten.

Quellenangaben

Bild oben: Die Blüte des Lämmersalats sieht der des Löwenzahns ähnlich (Botanischer Garten der JGU Mainz, A. Schönhofer).
Bild 1: Der Lämmersalat hat eine Grundblattrosette und kann bis zu 25 cm hoch werden (Botanischer Garten der Universität Potsdam, D. Lauterbach).
Bild 2: Der Lämmersalat bildet pro Köfpchen viele kleine einsamige Früchte aus (Botanischer Garten der JGU Mainz, A. Schönhofer).
Bild 3: Tausend Samen des Lämmersalats wiegen weniger als ein Cent-Stück (Botanischer Garten der Universität Potsdam, D. Lauterbach).
Bild 4: Wer es ganz genau wissen möchte: Bei der Frucht handelt es sich botanische gesehen um eine Nuss (Botanischer Garten der Universität Osnabrück, S. Oevermann).
Bayrisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.) (2010): Lämmersalat – Arnoseris minima L. Schweigg. & Körte. Merkblatt Artenschutz 31.
Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) - Floraweb: Daten und Informationen zu Wildpflanzen und zur Vegetation Deutschlands. http://www.floraweb.de/. Zugriff im Januar 2021.
Kästner A., Jäger E. J. & Schubert, R. (2013): Handbuch der Segetalpflanzen Mitteleuropas. Springer-Verlag, 2013.
Weißbach S., Heinken-Šmídová A., Lang J., Lauterbach D., Schönhofer A. (2021): Steckbrief Arnoseris minima. – Netzwerk zum Schutz gefährdeter Wildpflanzen in besonderer Verantwortung Deutschlands (WIPs-De).
Wörmann, F. (2020): Der Lämmersalat (Arnoseris minima). URL: https://www.wildpflanzenschutz.uni-osnabrueck.de/2020/10/27/pflanzen-im-fokus-7/. Zugriff im Januar 2021.