Die Pfingstnelke wächst dort, wo andere Extremsport treiben.
Die Pfingstnelke wächst dort, wo andere Extremsport treiben.
Hast du schon einmal davon gehört, dass zum Schutz einer bestimmten Pflanzenart Helikopter eingesetzt werden? Nein? Dann könnte dich die spektakuläre Rettungsaktion der Pfingstnelke im Nationalpark Kellerwald interessieren. Dort haben Naturschützer sowohl 2011 als auch 2014 mehrere hundert Kiefern in einem Wald gefällt und direkt mit einem Helikopter über den Luftweg abtransportiert. So wollen sie eine der ältesten Pflanzen unserer Zeit retten – die Pfingstnelke.
Das Problem: Die Pfingstnelke wird nur wenige Zentimeter hoch und bildet dichte niederliegende Polster. Nadeln von über ihnen wachsenden Kiefern bleiben in den lockeren Pfingstnelkenpolstern hängen, verkeilen sich und bilden auf Dauer dicke Nadelkissen. Dadurch können sie keine Fotosynthese mehr betreiben. Sie können nicht mehr wachsen und „ersticken“ quasi. Die Vorkommen der Pfingstnelke im Zentrum Europas stellen vermutlich ein Überbleibsel aus der Zeit vor der letzten Eiszeit dar. Die nur zehn bis dreißig Zentimeter große Pflanze ist ein echter Überlebenskünstler und wächst meist in Gruppen. Sie kann unter extremen Bedingungen wie beispielsweise Hitze, Trockenheit und Frostwechsel an Steilhängen überleben. Sie wächst auf Trockenrasen und in basenreichen Sanden, aber auch in felsigen Gebieten, die schwer zugänglich und zumeist nicht von menschlicher Nutzung beeinflusst sind. Diese extremen Bedingungen haben sich in über tausenden von Jahren nicht maßgeblich verändert und somit bleibt uns die Pfingstnelke bis heute als echter „Zeitzeuge“ erhalten und kommt auch nur noch in Mitteleuropa, und schwerpunktmäßig in Deutschland vor. Damit ist die Pfingstnelke eine typische Art für sehr wertvolle Lebensgemeinschaften, die eigentlich eine unbeeinflusste Tier- und Pflanzenwelt repräsentieren. Wir haben für diese Art also eine besonders hohe Verantwortung.
besonders hohe Verantwortlichkeit
kommt auf Trocken- und Halbtrockenrasen vor
blüht von Mai bis Juni
wird von Insekten bestäubt
Doch wenn es die Pfingstnelke schon so lange gibt, warum muss man plötzlich Kiefern fällen, um sie zu schützen? Die Kiefern wurden erst vor etwa 120 Jahren in den Steilhängen am Edersee des hessischen Nationalparks gesät und bedrohen nun den Bestand des größten Pfingstnelken-Vorkommens in Hessen. Der Naturschutz ist in solchen Situationen sehr wichtig und steht in der Verantwortung nicht nur eine Art, sondern einzigartige Biotope zu schützen. Im Nationalpark Kellerwald wurde dafür einiges an Engagement und Nerven investiert. Zunächst kletterten die speziell ausgebildeten Baumpfleger in die zu fällenden Bäume. Der Helikopter schwebte über ihnen und ließ ein Lastenseil herab, das am Baum befestigt wurde. Erst dann konnte der Baumstamm unten abgesägt werden und der Baum wurde direkt vom Helikopter „gepflückt“, ohne den Boden zu berühren. Weil das keine leichte Aufgabe war, gehörte der Helikopterpilot übrigens zu den erfahrensten Deutschlands. Für die Pfingstnelke und die ganze Lebensgemeinschaft im felsigen Steilhang war die Rettungsaktion im Kellerwald wichtig, denn die Bestände konnten sich dadurch wieder erholen. Wie es aber in Zukunft mit der Pfingstnelke weitergeht ist noch abzuwarten, denn lange und häufige Dürrephasen setzen auch dieser Trockenheits-Spezialistin auf Dauer zu.
Möchtest du auch etwas für den Schutz der Pfingstnelke tun? Dann achte zum Beispiel bei Outdoor-Aktivitäten auf deine Füße: Die Pflanzen sind sehr trittempfindlich und deshalb durch Wanderer und Kletterer gefährdet. Du schützt dadurch auch andere Pflanzenarten. Halte die Augen offen und berichte deinen Freunden davon, wie schützenswert die Pfingstnelke ist.