Rotbuche
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Wusstest du, dass die Worte „Buch“ und „Buchstabe“ im Namen der Rotbuche ihren Ursprung finden, da man das Holz für den Buchdruck verwendete?

Rotbuche

(Fagus sylvatica)
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Wusstest du, dass die Worte „Buch“ und „Buchstabe“ im Namen der Rotbuche ihren Ursprung finden, da man das Holz für den Buchdruck verwendete?

Spazierst du im Frühling nicht auch gern durch einen hellgrün schimmernden Wald, in dem die Sonne durch die gerade austreibenden Blätter fällt? Hier und da singt ein Vogel oder es krabbelt eine Ameise vorbei. Aber wusstest du, dass es in Deutschland eine Laubwaldart gibt, die einen Lebensraum für ungefähr 7.000 Tierarten bietet? Darunter befinden sich etwa 5.000 Insektenarten, 70 Schneckenarten und viele Bodenlebewesen und Pflanzen. Auch viele Pilze fühlen sich auf dem Holz und an den Wurzeln der Bäume sehr wohl und sind für den Lebensraum sehr wichtig.

Die Rede ist von Buchenwäldern, und um genau zu sein geht es hier um die Rotbuche (Fagus sylvatica), die nach Kiefer und Fichte einer der häufigsten Bäume Deutschlands ist. Nach der letzten Eiszeit wanderte sie aus Süden nach Mitteleuropa ein, und mit ihr entstand eine ganze Lebensgemeinschaft. Auf deinen Spaziergängen im Buchenwald könntest du je nach Jahreszeit folgendes beobachten: Ein Eichhörnchen frisst die Früchte der Rotbuche, die Bucheckern, verzehrt aber auch gerne mal ein Vogelei, zum Beispiel das des Schwarzspechts, der in der Buche brütet. Beide werden vom Habicht gejagt. Der Schwarzspecht seinerseits ist auf der Suche nach Insekten. An der Buche kann er unter Umständen die Schwarze Rossameise oder die Raupe des Buchen-Zahnspinners finden. Die isst wiederum gerne Buchenblätter. Das tun auch die Buchenblattlaus und der Buchen-Springrüssler. So bildet sich ein reich verzweigtes Netz von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die alle mehr oder weniger aufeinander angewiesen sind.

Rotbuche
Verbreitungskarte
Rotbuche
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hohe Verantwortlichkeit

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Samen dienen als Nahrung

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Laub- und Nadelwälder saurer, nährstoffarmer Böden

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blüht von April bis Mai

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Ohne Zutun des Menschen würden heute rund 80% der Fläche Deutschlands aus Buchenwald bestehen. Schon seit dem Mittelalter wird die Rotbuche allerdings vielfältig genutzt. Natürlich war das Holz der Buche früher wie heute wichtig als Baumaterial und Brennholz. Zusätzlich nutzte man die Asche für die Glasproduktion und das Laub für die Tiere im Stall. Nachdem ein Großteil des Buchenbestandes abgeholzt war, wurden die Wälder vielerorts mit Fichten und Kiefern aufgeforstet. Heute kommen Buchenfasern sogar in der Textilindustrie zum Einsatz: Der Zellulosestoff Modal wird vorwiegend aus Buchenholz gewonnen. Allerdings ist die Rotbuche natürlich nicht nur für den Menschen da. Lässt man sie stehen, kann sie über 300 und sogar bis zu 900 Jahre alt werden.

Die Rotbuche ist also eine der wichtigsten und am weitesten verbreiteten Baumarten Europas – noch. Auch beim Wachstum der Buche machen sich steigende Temperaturen und häufigere Dürreereignisse langsam bemerkbar. Vor allem Trockenheit ist ein großes Problem. Kurzfristig kann die Buche – so scheint es – Schritt halten mit dem Klimawandel. Sie kann ein schlechteres Wachstum in einem trockenen Jahr im nächsten Jahr aufholen, wenn die Bedingungen wieder besser sind. Klar ist aber heute schon: Die Buche wird vom sich ändernden Klima mehr in Mitleidenschaft gezogen als noch in der Vergangenheit, und das wird sich auch auf ihr Verbreitungsgebiet auswirken. Genau das macht sie zu einer unserer Verantwortungsarten, denn allein ein Viertel der weltweit vorkommenden Rotbuchen steht in Deutschland. Auch wenn der Buchenwald noch nicht gefährdet ist: Jede und jeder Einzelne kann zum Schutz dieses einzigartigen Lebensraumes beitragen, zum Beispiel in dem wir beim Kauf von Holzprodukten auf die Herkunft aus nachhaltiger Waldwirtschaft achten oder wenn wir Recycling-Papier nutzen. Als Geschenk eignet sich vielleicht sogar mal ein ganzes Stück Wald in Form einer Waldpatenschaft.

Bei deinem nächsten Spaziergang durch den Wald kannst du ja mal genauer auf die Rotbuche achten, die wir oft als so selbstverständlich wahrnehmen, und die für uns alle doch von sehr großer Bedeutung ist.

Quellenangaben

Bild oben: Durch das dichte Blätterdach eines Buchenwaldes gelangt nur wenig Licht bis auf den Boden (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F. Hahn).
Bild 1: Austreibende Buchenblätter (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F. Hahn).
Bild 2: Rotbuchen können bis zu 900 Jahren alt werden - wenn man sie lässt (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F. Hahn).
Bild 4: Bucheckern, die Samen der Rotbuche, werden von vielen Tieren des Waldes geschätzt (Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, F. Hahn).
Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.): Bundeswaldinventur URL: https://www.bundeswaldinventur.de/service/infografiken/ Zugriff im Juli 2020
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Gárate-Escamilla H., Hampe A., Vizcaíno-Palomar N., Robson T.M. & Garzón M. B. (2019): Range-wide variation in local adaptation an phenotypic plasticity of fitness-related traits in Fagus sylvatica and their implications under climatic change. Global Ecological Biogeography 28: 1336 – 1350.
Latte N., Lebourgeois F. & Claessens H. (2015): Increased tree-growth synchronization of beech (Fagus sylvatica) in response to climate change in northwestern Europe. Dendrochondrologia 33: 69 – 77.
Nationale Naturlandschaften: Die Buchenwälder Europas. URL: http://www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de/. Zugriff im April 2020
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Stiftung Unternehmen Wald: Die Buche (Fagus sylvatica). URL: https://www.wald.de/die-rotbuche-fagus-sylvatica/. Zugriff im Juni 2020
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